Vor kurzem erging eine Rundmail an die Studenten der Universität Landau mit folgendem Inhalt:
Hallöchen liebe Studis!
Sicherlich habt ihr eure ersten Wochen in der Uni nicht nur mit Veranstaltungen, sondern auch mit Feiern verbracht, was natürlich auch zum Studileben gehört!
Wir suchen jetzt eure Erfahrungen! Warum?
In der letzten Zeit tauchten angehäuft Berichte über Lokalitäten auf, in denen Besitzer oder Besucher Meinungen vertreten, die wir als AStA so nicht tolerieren können, wollen und werden. Deshalb gründeten wir am Mittwoch einen Arbeitskreis zum Thema der Veranstaltungsorte.
Dieser Arbeitskreis braucht jetzt eure Erfahrungen mit Themen wie Sexismus, Rassismus, Homophobie, Ausgrenzung aller Art von Randgruppen, usw.
Wenn ihr also negative Erlebnisse diesbezüglich bei Partys gemacht habt, dann schreibt mir bitte eine E-Mail an ****@****.
Folgende Infos sollten darin enthalten sein:
-Veranstaltungsort
-grobes Datum (Monat und Jahr wäre schön)
-Art der negativen Erfahrungen (Sexismus, Rassismus, Homophobie,..)
-Schilderung des Ablaufs
Wir hoffen auf zahlreiche Rückmeldungen und zählen auf euch.
Herbstliche Grüße und Glitzer
Um das Ganze zusammenzufassen: Dem AStA Landau gefallen gewisse Dinge nicht, die von den Betreibern oder der Kundschaft in bestimmten Lokalitäten gesagt werden. Aus diesem Grund sollen die Lokalitäten beim AStA angeschwärzt werden. In einem Arbeitskreis wird dann besprochen, wie mit dieser Information weiter verfahren wird.
Die Implikationen dieser E-Mail sind, gelinde gesagt, abscheulich und zutiefst intolerant. Nicht nur, dass Besitzer für eine Meinung Konsequenzen erleiden sollen, welche Ihnen durch die Studenten vom AStA her diktiert werden. Auch soll ein Lokal gemeldet werden, wenn BESUCHER, welche NICHTS mit dem Lokal an sich zu tun haben, eine „falsche Meinung“ vertreten.
Die Personen welche für den AStA tätig sind, haben eindeutig keine Ahnung von induktiven Trugschlüssen, konkret dem Trugschluss der Assoziation. Worin genau ist die Schuld eines Lokals zu suchen, in dem eine „falsche Meinung“ von einem Besucher geäußert wird? Wieso genau soll es logisch sein, dass in einem Lokal A eine Meinung M fällt, welche dem AStA nicht gefällt, nur um dann zu sagen, dass das Lokal A „böse“ oder „schlecht“ wäre, nur weil M „böse“ bzw. „schlecht“ sein soll?
Wen das frappierend an die Diffamierung aus der Nazi-Zeit erinnert, dem sei auf die Sprünge geholfen. „Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!“, lässt sich lückenlos auf „Studierende! Wehrt Euch! Besucht nicht sexistische/rassistische/homophobe Lokalitäten!“ übertragen. (Hiermit soll nicht behauptet werden, dass darin die Intention der Rundmail liegt, noch, dass es zurzeit so gehandhabt wird, jedoch ist der Sprung dahin nicht weit.)
Der AStA wird vom Studentenparlament (StuPa) gewählt, welches wiederum von Studenten gewählt wird. Wir steuern auf dunkle Zeiten zu, wenn STUDENTEN, eigentlich die „Bildungselite“ Deutschlands, nicht zwischen einer Meinung und einer Handlung unterscheiden können. Wir besitzen (noch) relative Meinungsfreiheit in Deutschland, welche zunehmend ausgehöhlt wird, jedoch scheint der Spruch, dass der Fisch vom Kopf her stinkt, zu stimmen. Es wird in Kauf genommen, dass durch eventuelle Falschaussagen von Personen mit zwielichtigen Absichten Lokalitäten verleumdet werden sollen, was ein Straftatbestand nach deutschem Recht ist. Ob dem AStA dies bewusst ist, oder er das bewusst ignoriert, lässt sich nur erraten. Ein zu großes Maß an Intelligenz lässt sich ihm aber beileibe nicht unterstellen.
Wenn diese „Elite“ sich mehr darum schert, Haltung zu zeigen, anstatt die Meinungsfreiheit zu verteidigen, gibt es eigentlich nur eine konkrete Lösung für dieses Problem:
Eltern, holt Eure Kinder aus der Universität heraus!
Wir bedanken uns bei Yann Schosser und der La.Uni für den Hinweis auf dieses intolerante und vielfaltshassende Verhalten des AStAs.